Mut und Schwert: In Garching wird die Kunst des Kämpfens trainiert

Es geht um Verrat, Treue, ewige Liebe und schnöden Mord. Um Missgunst, unendliche Kräfte, Drachenblut und immer wieder auch um die Kunst des Kampfes. Die Nibelungensage, die weltberühmte Erzählung über Siegfried, Kriemhild und den finsteren Hagen von Tronje ist nicht nur für einen Zehnjährigen ein magischer Stoff. Als aber Wolfgang Gerleigner als Schulbub das Buch zum ersten Mal gelesen hat, weckte es in ihm das Interesse für längst vergangene Zeiten. Das Mittelalter, Ritter, Schlachten, Schwerterkampf – das wurden seine Themen. Und was den Schwertkampf betrifft ist der Bad Birnbacher mittlerweile ein echter Haudegen – um im Sprachbild zu bleiben. Denn mit der Nibelungensaga begann für Gerleigner eine Leidenschaft, die ihn noch heute begeistert – wenn auch ganz anders als man zunächst meinen könnte. Denn Gerleigner hat die historischen Kampfkünste für sich entdeckt.

Trainiert wird in Garching an der Alz (Landkreis Altötting) das so genannte historische Fechten, das mit dem heutigen Fechten nur wenig gemein hat, aber früher auch den Kampf mit dem Langschwert beispielsweise bezeichnete. "Fechten kommt vom englischen Wort Fight und beinhaltete alles", erklärt Gerleigner. Vor allem das europäische, mittelalterliche Kampfsystem aus dem 15. und 16. Jahrhundert liegt im Fokus der Schwertkünstler. In Fechtbüchern aus dem Mittelalter haben die Anhänger dieses ungewöhnlichen Sports die alten Kampftechniken nachgelesen. Die Schriften Johannes Liechtenauers aus dem 14. Jahrhundert beispielsweise bilden dabei die Grundlage für viele Angriffstechniken. Immer sonntags von 18 bis 20 Uhr wird in Garching an der Alz so detailgetreu wie möglich trainiert. Geübt wird mit einer so genannten Fechtfeder, die zwar Länge und Gewicht eines Originalschwertes nachempfindet, aber nicht dessen gefährliche Schärfe besitzt. Und Wolfgang Gerleigner ist Trainer der schlagkräftigen Gruppe.